Nachdem er sich
mit dem Fahrrad am Wannsee,
mit dem Motorrad in Brandenburg und
mit der Bohrmaschine zuhause
ausgetobt hatte;
Nachdem sich langsam
sein Hintern von den Berliner Schlaglöchern
sein Magen von der Brandenburger Küche und
seine Schulter vom Schlagbohrerer
erholen,
sitzt er auf den Stufen zum Garten und blinzelt.
Ach, was sag ich Garten: Ein kleiner Park ist’s,
wo struppige Pappeln sich im frischen Wind wiegen
und Vögel gratis mitschaukeln dürfen.
Wo im Himmel Jahmarkt ist
und der Garten die Bühne für das immergleiche Stück.
Wie im letzten Jahr knipst die große weiße Kastanie ihre tausend Kerzen an,
als hätte ihr niemand von der Trockenheit erzählt, die sie wieder erwartet.
Als hätte sie die braunen, mottenzerfressen Blätter einfach abgeschüttelt,
schmeißt sie sich einfach wieder in Schale und macht sich schick für die Hummeln,
die nektarbesoffen zwischen den samtgelben Tulpen herumtorkeln.
Aber da passen sie nicht rein.
Die dünne Wiese flickt noch an den Wunden des vergangenen Sommers
und ist mit Taubnesseln wie mit lila Pickeln übersäht.
Bald wird hier wieder das Planschbecken für die Jungs stehen und
vielleicht auch ein Indianerzelt oder eine Slackline.
Werden einfach immer größer, die Kerle.
trotz des ganzen Dramas ihrer Eltern
trotz des Umzugs und dem ganzen Hin und Her
werden sie einfach wieder ins Wasser springen und laut schreien.
Wird schon wieder werden.
Mut zur Gebrauchslyrik. Ich befürworte das.
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Ich wusste gar nicht, dass ich das schon freigeschaltet hatte 😉 Ich bin Gebrauchstexter
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All das klingt jetzt in mir nach und schwingt zwischen schmetterlingsleichter Sinfonie mit Molleinbrüchen – mag ich sehr.
Liebe Grüße
Ulli
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Danke, dein Kommentar ist ja poetischer als meine Beschreibung 😉
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🙂
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Ungewöhnliches von dir, es schwingt viel Wehmut in deinen Worten.
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Eigentlich stimmt es mich optimistisch, zu sehen, dass sich im Frühling alles anschickt, wieder neu zu werden und dass meine Jungs sich, ohne mein großes Zutun, ganz prächtig entwickeln. Andererseits…. fehlt mir das Vertrauen, daran zu glauben, dass es so weiter geht.
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„Wird schon wieder werden…“
Ja, alles wird wieder werden, wie auch immer es werden wird.
So manches Mal nicht so, wie wir es uns wünschen und vorstellen, aber es wird.
So wie alles wird, wieder vergeht, und dann anders wird..
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Oh ja, das Vergehen hatte ich bei aller Werdens-Pracht ganz vergessen. Den Vergehenspart übernehme ich dann…
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Frühlingssonne… All diese Versprechungen, die im Frühling mitschwingen – die liebe ich sehr, und darum liebe ich auch den Frühling sehr, aber zugleich macht’s einen mit den Jahren, mit den Erfahrungen auch immer befangener. Ein bisschen Angst schleicht sich da ein, man könne mit dem Frühling, der so viel Schwung und Leuchten hat, vielleicht, herrje, irgendwann (bald?) nicht mehr mithalten. Geht mir jedenfalls gerade so. Bin gerade umgezogen (ungetrennt zwar, aber doch wieder alles neu, schon wieder alles neu). Wird schon wieder werden. Wie jedes Mal. Liebe Grüße.
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Umzug, deswegen war es so still bei dir. Frühling ist eine gute Zeit, etwas Neues anzufangen, auch wenn nicht jedem Neuanfang ein Zauber innewohnt. Ich konnte schon als junger Mann mit den Versprechen des Frühlings nichts anfangen. Herbst ist so eher meine Stimmungslage.
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