Wolken überm Wedding

Wolken machen mich froh. Da bewegt sich was am Himmel, das es gut mit uns meint. Wolken sind selten geworden. Meist haben wir hier diesen gnadenlos blauen Himmel, der einen verbrennt, der einen nach Schutz und Schatten suchen lässt. Lichtschutzfaktor 50 ist Pflicht. Ich habs lange nicht glauben wollen. Noch schöner ist’s wenns regnet, ins vertrocknete Gras, auf die klebrigen Pflastersteine und in die stinkenden Gullys. Dann hab ich für einen Moment das Gefühl, es wird alles wieder gut. Mit dem Klima, mit der Welt und dem Leben. Wenns so eine Sturzflut gibt wie heute kann man nichts machen, außer am Fenster stehen und staunen, und den Termin beim Optiker absagen, weil man nicht weiß wie lange das dauert und wann man wieder rausgehen kann. Früher hätte ich gewusst: in fünf Minuten ist das vorbei. Heute halte ich alles für möglich. Die Keller laufen wieder voll, bestimmt. Einfach nur regnen, das geht nicht mehr. War dann aber doch nach fünf Minuten vorbei und ich hab mich aufgemacht. Und weil ich keine Regenjacke hatte, obwohl für heute Gewitter angekündigt worden war, was ich aber nicht glaubte, weil es in den letzten Jahren fast nie geregnet hat, wenn Regen angesagt wurde, bin ich schnell in die U-Bahn. Die kam aber nicht. Witterungsbedingt. Also bin ich doch mit dem Rad gefahren. Der Regen war auch schon wieder vorbei und alles war dunstig und warm. Zu Hause sah ich, dass ich das Fenster aufgelassen hatte. Ist aber nichts in Zimmer reingekommen. Heute ist ein Glückstag. Denn wenn der Regen in die Wohnung gelaufen wäre, hätte ich viel Ärger bekommen.

9 Gedanken zu “Wolken überm Wedding

      • Prima, wieder um 11:30 Uhr im Chokkolatta (See- Ecke Müllerstraße) ? Das Frühstück, das du letztes mal dort gegessen hast sah so lecker aus, das ich es auch gerne probieren möchte.

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  1. Wer hätte gedacht, dass wir den Regen mal wie eine Kostbarkeit feiern würden. Ich erinnere mich aber gut an einen verregneten Sommer etwa 2016. Da habe ich als magisches Opfer die Gießkanne zum Verschenken rausgestellt. Hat aber nichts genutzt. Die anhaltenenden Wetterlagen, bei uns meistens die „gnadenlos blauen Himmel“ sind unser Problem.

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    • Die Idee mit dem Opfer gefällt mir. An heißen Sommertagen opfere Ich manchmal ein paar Kannen Wasser den Straßenbäumen. Bis jetzt schenken sie mir dafür Schatten.

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  2. Nicht das Wetter ist schuld. Die Bäume sind einfach zu klein und krüppelig (und blattlos!), die Häuser zu groß, um ein harmonisches Zusammenleben von Mensch-Natur zu ermöglichen. Größere und mehr Bäume, kleinere Häuser – und alles wird erträglich, auch die Hitze, auch der Regen.

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  3. Lieber Kafka,
    Ja es ist komisch, wie sehr sich die gewohnte Welt verändert. Ich bin da genau wie sie sehr erschrocken. Manchmal ertappe ich mich dabei, Vergangenes zurückzuwünschen. Geht leider nicht. Ich hoffe, sie schreiben noch recht lange. Und ich kann ihnen unter einen Beitrag einen Kommentar senden, alles wieder gut. Ich vertraue fest darauf.

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  4. Regenersatzmaßnahme: Gestern früh gegen 5 Uhr wurde ich im Ibis Bochum wach durch das Getöse des Spritzwagens (ein anderes Wort fehlt mir) der Städt. Müllabfuhr. Inbrünstig wurde der Platz hinter dem Bahnhof gereinigt, danach noch mit der Kehrmaschine bearbeitet. Die Erfrischung stieg bis in den 4. Stock.

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