Natürlich gibt es das Paradies auf Erden. Und es ist gar nicht so schwer, da hin zu kommen. Man muss in Wandlitz einmal links und einmal rechts abbiegen und dann noch zwei Kilometer geradeaus. Mehr wird hier nicht verraten. Denn sonst wäre es ja kein Paradies mehr, sondern noch ein überfüllter Badesee in Brandenburg. Im Paradies gibt es alles was man braucht – und nicht mehr. Eine grüne Wiese, die nicht zu voll ist, Schatten, Fischbrötchen (Bismarck und Matjes, wir haben beide Sorten) alkoholfreies Bier und nach dem Baden einen Kaffee und eine knusprige Waffel aus einem hübsch im rosa Retro-Wirtschafswunderstil renovierten Wohnwagen der „Waffeltanten“. Die Waffeln sind besser als die nach dem 50er-Jahre Rezept meiner Mutter (Kartoffelmehl war ihr Geheimnis) und die Tanten sind kesse Berlinerinnen, haben ein kleines Tatoo irgendwo und sind netter als meine Wirtschaftswundertanten. Die sahen nämlich so aus (der im Ringelpulli bin ich):
Sie rochen nach Drei-Wetter-Taft, Trevira und zu engem Mieder und hatten garantiert schlechte Laune, oder einen Likör zu viel.
Aber im Paradies darf man ja nicht ewig bleiben, ist nun mal so. Steht schon auf der Eintrittskarte. Außerdem: was wäre denn mit dem Rest der Welt, wenn man das Paradies immer um die Ecke hätte? Wie würde sich denn das anhören, wenn die Kolleginnen fragen: „Wohin fährst du in Urlaub?“ und ich jedes Mal antworte:„Nach Brandenburg, ins Paradies!“ Ne, irgendwann muss da mal was Abenteuerlicheres her. Also gehe ich jetzt meinen Freund besuchen, der seit einem Jahr auf Kreta lebt. „Musst nicht alles glauben, was da in der Katastrophenberichterstattung kommt. So mit 40 Grad, Waldbrand und Stürmen. Ist hier alles nicht so.“ Na, da bin ich ja beruhigt und muss auch kein schlechtes Gewissen haben, dass ich direkt nach Heraklion fliege und nicht wie ursprünglich geplant mit Interrailpass (für Senioren) und Fähre (Abenteuer!) runter fahre. Zur Sicherheit vereinbaren wir, dass er mich vom Flughafen abholt – und wenn ich abstürze, dann aus dem Meer. Ich baue ganz fest darauf, das er es auch tut. Er ist ein guter Freund und auf die Küstenwache ist im Mittelmeer kein Verlass mehr. Vorher werde ich aber noch die Apotheken und Drogeriemärkte abklappern, um ihm und seiner Frau all die Sachen mitzubringen, ohne die es sich im Garten Eden dann doch nicht glücklich sein lässt und komme mit dabei vor wie Leonardo de Caprio in „The Beach“, als er auf geheime Shoppingtour gehen musste für all die Mittelstandskinder, die zum absoluten Glück an der Beach dann doch noch Schokolade und Marshmellows brauchten. Und meine Steuererklärung will ich endlich noch abgeben, vor dem Urlaub. Ich bringe sie persönlich beim Finanzamt vorbei. Das sieht bei uns so aus:
Entspannt in der Sonne liegen könnte ich also eigentlich auch hier.