Draußen vor der Tür macht sich der Frühling bemerkbar. Der Himmel ist himmelblau, die ersten Krokusse schießen aus der Erde und die Vögel kriegen sich gar nicht mehr ein vor Lebensfreude. Und ich sitze zu Hause – und träume vom Regen.
Heute Nacht bin ich aufgewacht , weil ich glaubte das sanfte Rauschen zu hören, mit dem sich ein satter Regenguss ankündigt. Ich ging erwartungsfroh zum Fenster und öffnete es. Doch draußen war es trocken und das Rauschen kam von den landenden Riesenvögeln am nahen Flughafen. Woher die Sehnsucht?
Vielleicht, weil in diesem Winter so wenig vom Himmel kam, kaum Schnee und auch kein richtiger Regen. Ein richtiger Regen ist laut, trommelt auf die Fensterbank und rauscht wie ein Wasserfall. Wenn ich einen solchen Guss zu Hause erleben darf, öffne ich die Fenster und genieße das an- und abschwellende Brausen. Ich kann mich dabei herrlich entspannen. Denn nichts kann ich tun, außer abzuwarten und mich dabei sicher und geborgen zu fühlen.
Wenn mich ein Wolkenbruch draußen erwischt, auf dem Fahrrad oder dem Motorrad, ist er für mich eine Herausforderung. Trotzig stemme ich mich gegen die Naturgewalt , genieße den Kampf und lasse mich nicht unterkriegen. Verächtlich schaue ich auf die Gore-Tex-Jünger am Straßenrand, die noch nicht mal ihrer Regenjacke vertrauen und sich ängstlich unter viel zu kurzen Vordächern verkriechen. Ich trage meine nassen Kleider wie eine Auszeichnung und lasse sie nach dem Gewitter vom Wind trocknen.
Jetzt kommt von irgendwo her ein Gruß aus dem Mutterland des Regens in meinen Kopf: „Here comes the rain again, falling on my head like a memory, falling on my head like a new emotion…“
A new emotion. Vielleicht ist es das, wonach ich mich sehne.
Ach ja… Das fehlt mir auch.
Noch lieber habe ich Gewitter, kurz vorher die Totenstille und bleischwere Luft, die einem das Atmen schwer macht, der brausende Wind, wenn er denn endlich kommt und dann kracht es los.
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…und hinterher ist alles wie reingewaschen und bereit für einen Neuanfang. Ja, das mag ich auch.
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Das ist lustig, das geht mir die ganze Zeit auch so: Ich stelle die Ohren auf und hoffe auf einen ordentlichen Regen. Neulich gab es abends den ersten. Und ich war so richtig gut gelaunt (vor allem, weil ich keinen Weg auf dem Fahrrad mehr vor mir hatte, da nämlich mag ich Regen gar nicht). Aber so richtig gemerkt, wie sehr mir der Regen – oder vielleicht nur sein Geräusch gefehlt hat, wurde mir eben erst klar, als ich Deinen Beitrag gelesen habe.
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Ja, es ist ein schönes Gefühl, wenn einem etwas fehlt, aber man weiß nicht was, und plötzlich wird es klar. Mir geht es oft bei Liedern so, die mir im Kopf herumschwirren, und ich weiß nicht wieso. Irgendwann macht es dann „klick“.
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Ein schöner Text.
Mit Sturmtief Niklas hatten wir inzwischen reichlich Regen. Aber auf den richtigen trommelnden Sommerregen freue ich mich auch schon sehr.
(Danke für den Ohrwurm)
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