Eine Tüte englischer Chips, eine Flasche Bier, (alkoholfrei) und eine halbe Tafel Pfefferminzschokolade: Jetzt ist mir schlecht, und ich weiß immer noch nicht, worüber ich schreiben soll. Ist ja nicht so, dass mir nichts mehr auffallen oder einfallen würde. Ich kriegs nur nicht mehr auf den Punkt. Ich könnte ja erzählen, dass ich neulich mit einem Mitarbeiter des Grünflächenamtes gesprochen habe. War so ein Typ der mehr Bauch als Mann ist. Ich hab im gesagt, dass die Jungs, die immer in dem Gitterkäfig neben der Schule Basketball spielen und nachts auf den Spielplätzen abhängen, dass diese Jungs die Parkbank vom Spielplatz geklaut und in ihren Gitterkäfig gezerrt haben. Und dass der Bauch mit dem Mann geantwortet hat: „Dit is mir noch jar nicht ufjefalln.“ Und ich dachte: Den kannste vergessen. Der wird sich nie drum kümmern. Aber am nächsten Tag stand die Bank akkurat wieder auf dem Spielplatz. Mit einer Kette festgeschlossen, damit die Kiffer-Jungs nicht wieder auf dumme Gedanken kommen. Und plötzlich fühlte ich mich stolz und wohl in der großen Stadt, die ich ein bisschen zum Guten verändert hatte. Ich wollte auch immer mal schreiben, dass es an der Seestraße einen Laden gibt, der sich Amaras Shop nennt und der seinen immer gleichen Schaufensterpuppen die immer
gleichen, billigen Elasthan-Kleider überzieht. Allerdings wechselt er in einem strengen Rhytmus die Farben. Gerade ist die blaue Phase dran, davor war die schwarze und davor die rote. Ich bin mal reingegangen und wollte fragen, wer denn die Kleider kauft und die Schuhe mit Plateausohlen bis Größe 45. Aber dann kam ich mir blöd vor, weil ich natürlich wusste, dass das Männer sind. Nächsten Tag war der Laden dann zu. Im Schaufenster hing ein Schild: „Wir sind in Paris und wählen neue Modelle für Sie aus.“
Ich könnte auch erzählen, dass ich etwas getan habe, was man nie tun sollte: Ich hab ein Buch von der Spiegel-Bestsellerliste gekauft. So’n dickes Ding, das die Leute in der U-Bahn lesen. „Spiel der Zeit“ heißt es. Ich bin jetzt halb durch und bin noch nicht einmal überrascht worden. Alle Personen sind edel, aufrecht und gut. Nur einer ist böse, reich und hinterhältig. Ich dachte ja, für 9 Euro 90 darf sich mein Kopf beim Lesen mal ausruhen und in Klischees versinken. Aber es macht keinen Spaß, die immer gleichen Phrasen zu entdecken. So, jetzt ist spät. Morgen fahr ich nach Leipzig, um eine Freundin zu treffen, die mich vor 25 Jahren dabei erwischt hat, wie ich die DDR retten wollte. Vielleicht wird das ja mal wieder eine ordentliche Geschichte. Ich wollte noch sagen, dass mich eure Kommentare immer sehr freuen und mich ein bisschen durch meinen Alltag schweben lassen. Danke für die Geduld, oder um es mit Murph von „Murph and the Magic Tones“ zu sagen: “ Sie sind ein wunderbares Publikum. Bleiben sie da, gehen sie nicht weg. Wir sind bald wieder für sie da!“
Das kenne ich. Ich überlege auch häufig zwei- oder dreimal (bei mir ist ja auch nicht so viel los, hatte ich aber auch nicht anders geplant, damit es nicht in Stress ausartet) bis etwas tatsächlich in Textform landet. Ich tue mich schwer seit letztem Jahr.
Dann danke ich für’s Lesen dürfen. Es gibt so viele Leute, die oft auch gute Ideen haben und viel zu sagen, die aber so rasch hintereinander veröffentlichen, dass ich irgendwann nicht mehr mitkomme, weil bei täglich mehreren oder auch einem langen (ja, ich hole mir einen Spiegel und fasse mir an die Nase) Beiträgen irgendwann was durchflutscht. Deshalb mache ich persönlich bewusst Pause. In sofern kann ich, wenn ich für mich spreche sagen, so etwas Wohldosiertes wie bei dir ist sehr schön und ich freue mich das Blog damals gefunden zu haben.
Spiegel-Bestseller ist wirklich hart. Das ist einer der Segen als ehemalige Bibliothekarin: Ich muss das nicht mehr lesen. (Andererseits, ich lese bald aus Gründen wieder Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, und das wurde meiner Erinnerung nach ursprünglich sogat vom Spiegelverlag veröffentlicht, also so ganz raus bin ich nicht. Aber ich muss eben nicht mehr…)
In Heidelberg gab es lange einen Laden mit englischen Lebensmitteln, ich weiß nicht ob er noch da ist, da habe ich während meiner Umschulung kiloweise Aero Bar-Luftschokolade mit Pfefferminz-Geschmack und Walkers-Chips in allen möglichen Geschmacksrichtungen rausgeschleppt. Die Chips gingen per Post an meinen Bruder, keine Ahnung ob dem je schlecht wurde. Mir von der Schokolade jedenfalls nicht.
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Ich habe Deinen Eintrag gerne gelesen
Wünsche Dir viel Inspiration in Leipzig :-).
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Danke für die Ermunterung. Werd mich gleich heute Abend hinsetzen und die Geschichte runterschreiben. Oder morgen? .-)
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hauptsache Du tust es 🙂
Liebe Grüße
Barbara
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Meines Wissens ist in Paris grad grüne Welle. 😏
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Na du kennst dich aber aus, Chapeau! Grün hab ich in dem Laden noch nie gesehen. Ich bezweifle ja auch, dass Herr Amara bei seinem Einkauf weiter kommt als bis zum vietnamesischen Dong Xuan Markt in Lichtenberg. http://www.dongxuan-berlin.de, der wiederum wegen seiner Farbenpracht sehr sehenswert ist.
Aber ich werde dich auf dem Laufenden halten 😉
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