Coming home

Am Spreeufer gegenüber dem Hauptbahnhof tanzen sie Südamerikanisches. Am Humboldthafen haben ein paar Junge Gitarre und Saxophon ausgepackt und dudeln entspannt vor sich hin. Am Nordhafen sind am alten Speicherhaus endlich die Gerüste gefallen. Sieht aus wie aus dem Ei gepellt. Auf meiner Seite des Hafens liegen sie alle auf dem schmalen Uferstreifen und lassen die Sonne untergehen. Zwischen den Bäumen hat jemand Luftballons aufgehängt, die zusammen das Wort “Party“ ergeben. Ein elektrischer Verstärker wummert Elektrisches. Junge Frauen mit Kopftuch sitzen auf einer Parkbank und rauchen Shisha. Unter der neuen S-Bahn-Brücke haben ein paar Obdachlose ein solides Zuhause errichtet. Sie sichern es für die Nacht. In der Tegler Straße klingt lautes Stimmengewirr aus den Cafés und von den Terassen der Kneipen. Im alten Parkhaus an der Luxemburger brennen schon die fahlen Neonlichter. Im dunkeln „Klein Zaches“ haben sich die Raucher vor dem milden Sommerwendabend versteckt. Auf der Seestraße rumpeln die Straßenbahnen. Ich warte auf die Martinshörner, weil die Straße zum Rudolf-Virchow-Klinikum geht. Aber heute ist es leise. Letzte müde Eltern sitzen auf dem Spielplatz auf dem Grünstreifen der Togostraße und warten darauf, die Kinder ins Bett zu bringen. Für die anderen fängt der Tanz jetzt erst an. Und keiner, der heute Abend draußen ist, wird diese Nacht je vergessen. Vor meiner Haustür höre ich es wummern. Tiefe Bässe fliegen in den hohen Himmel. Das muss das Konzert im Garten des Centre Francais sein. Sie feiern die Fete de la Musique. Da tobt das Leben. Aber ich bin jetzt zu Hause.

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