Klimaopfer

Jeden Tag fuhr ich an ihm vorbei. Und vor Jahren schon hatte ich gemerkt, dass es ihm gerade im Sommer nicht gut geht. Damals hatte ich ihm sogar ein aufmunterndes Gedicht gewidmet. Das ging so:

Halt durch, tapferer alter Wetterladen!

Schon bald werden Sonnenschein und Hitze nur noch eine Erinnerung sein.

Dann werden feine Niesel fallen und schwer die Morgennebel aus den Flüssen steigen.

Verschwunden sind dann die leicht Bekleideten von den Ufern der Seen.

Eingehüllt in deine Öljacken werden wir schweigend am Wasser stehen:

Missmutig wie immer, aber endlich wieder in unserem Element.

Aber jetzt hat es ihn doch erwischt. 38 Grad waren wohl auch für den hartleibigsten Angler zu viel, um in Öljacke und Gummistiefeln am Ufer zu sitzen.

Mach’s gut, tapferer kleiner Wetterladen. Ich denk an dich, wenn in deine Räume eine vegane Kaffeebar einzieht. Und wenn dann alle bei aufgeschäumter Hafermilch übers Wetter reden werden, das jetzt Klima heißt, dann weiß ich, dass du nicht ganz verschwunden bist.

3 Gedanken zu “Klimaopfer

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